Vor über 1000 Jahren lebte der kleine Ritter Kunibert in einem wunderschönen Schloss in den tiefen Wäldern von England. Er bekam vom damaligen König den Auftrag, eine Höhle zu suchen, die von einem gewaltigen grünen Drachen bewacht wurde. Die Höhle verbarg ein noch nie gelüftetes Geheimnis, welches nur der Drache kannte.
Der Ritter fragte den König, ob er den Drachen bekämpfen sollte. Doch der König antwortete: „Nein, das ist nicht nötig. Der Drache schläft ganz tief und fest mitten im Eingang des Felsens. Deine einzige Aufgabe ist es, den Drachen nicht aufzuwecken, dann kannst du die Höhle gefahrlos betreten!“
Der Ritter machte sich auf die Suche. Es dauerte drei Tage und drei Nächte, bis er endlich den geheimnisvollen Ort entdeckte, vor dessen Höhle der übermächtige Drache auf dem Boden lag und schlief. Ritter Kunibert stellte sich auf die Zehenspitzen und bewegte sich ganz langsam auf die Öffnung zu, die durch den Drachen versperrt wurde. Wenige Meter bevor er sein Ziel erreichte, öffnete sich das linke Auge des Ungeheuers, welches allein schon größer war als der gesamte Kopf des Ritters. Kunibert erschrak und lief zurück in den Wald. Am nächsten Morgen versuchte er es wieder. Dieses Mal hatte er sich besonders weiches Stroh um die Fü.e gewickelt, damit es auch wirklich kein Geräusch gab, wenn er sich bewegte. Er hatte sich dem Drachen schon bis auf einen Meter genähert, als ihn ein lautes Schnaufen erzittern ließ. Im letzten Moment ergriff er die Flucht.
Dennoch kehrte er auch am nächsten Tag in aller Frühe zurück. Er hatte sich dieses Mal seine schweren Stiefel mit Daunenfedern beklebt. Nun hörte man wirklich keinen einzigen Ton mehr, wenn sich Ritter Kunibert bewegte. Und siehe da, es funktionierte! Der Ritter quetschte sich am schlafenden Drachen vorbei und betrat die Höhle.
Sein Blick fiel auf ein goldenes Kästchen. Das musste es sein, das Geheimnis der Höhle!
Noch ehe er es berühren konnte, fing das Kästchen plötzlich laut an zu klingeln. Der Ritter bekam einen Riesenschreck. Hinter ihm hob der Drache seinen Kopf und schaute in die Höhle hinein. Kunibert erstarrte und sah direkt in die Augen des grünen Ungetüms. „Guten Morgen“, sagte der Drache, „mein Wecker hat gerade geklingelt. Es ist acht Uhr. Ich muss jetzt in die Drachenschule. Vielleicht hast du ja nachher noch Zeit, kleiner Ritter, dann können wir zusammen spielen. Es trauen sich nämlich nur sehr wenige, mich zu besuchen. Und ich freue mich über jeden neuen Freund!“
Kunibert war erleichtert und wartete, bis der Drache aus der Schule zurück war. Von da an trafen sie sich fast jede Woche und unternahmen gemeinsam die schönsten Sachen.